Preis : EUR 9,99
Die andere Seite der Medaille
Dass es unser Wonneproppen mit der Wahrheitnicht immer so schrecklich ernst meint,hatte ich bereits seit langem vermutet.Die Frage, ob die Realität/Wahrheit, imDienste einer guten Sache so einfach ver-gewaltigt werden darf, muß jeder für sichselbst beantworten. Nicht wenige Zeitge-nossen werden sagen: Was solls? Der Zweckheiligt die Mittel, oder?"Mag sein, bei mir hinterläßt dieseDokumentation jedoch einen mehr alsüblen Nachgeschmack.Ein ebenfalls renomierter Filmemacherbringt es auf den Punkt:"Ein Dokumentarfilmer schließt mit denZuschauern einen Pakt, der ihnen garantierensoll (und muss!), dass sich alles, was ihnengezeigt wird, auch tatsächlich so zugetragenhat - inklusive einer korrekt dargestelltenChronologie".Diesen Pakt hat Mr.Moore zweifellos mehr alsnur einmal gebrochen, daran bestehen für mich,spätestens nach diesem Beitrag, nicht diegeringsten Zweifel.Erstes Beispiel:In "Roger & Me" stellt Moore die Behauptungauf, es wäre ihm nicht gelungen, besagtem"Roger" (dem Boss von General Motors) einInterview abzuringen.Dabei existieren alleine zwei protokollierteInterviews, in denen "Roger" Moores Fragensehr wohl 1 : 1 beantwortet hat!Warum lügt Moore?Ganz einfach: weil die Quintessenz undTragikomik des Films nun einmal aus dervermeintlichen Nichterreichbarkeit desmenschenfressenden Erzkapitalisten"Roger" besteht.Will die Realität mal nicht so, wie esbenötigt wird, biegt man halt ein wenignach. So einfach ist das. ZweitesBeispiel: "Bowling for Columbine" -der Besuch beim verhassten NRA-LobyistenCharlton Heston. Ein ehemaliger MitstreiterMoores äußert sich hierzu doch sehr kritisch,in dem er dessen überfallartige und allerudimentären Gesetze von Respekt undgebotener Gastfreundschaft mißachtendeVorgehensweise in Frage stellt."Der Mann (Heston) war dabei seinenVerstand zu verlieren", gibt er zubedenken, womit er auf HestonsAlzheimererkrankung anspielt.Fairerweise hätte Moore HestonsEngagement in der Bürgerrechts-bewegung nicht unerwähnt lassensollen, als dieser mit Dr. King,H. Bellafonte, S. Davis Jun.etc. durch Hollywood marschiertwar - lange bevor es die großeMode wurde. In Hestons Tagen konnteso etwas leicht den beruflichenExitus bedeuten.Aber natürlich ist es viel leichter,im Takt eines Maschinengewehres aufeinen kranken, alten Mann einzuprügeln,anstatt ihn zum Nachdenken kommen zulassen, so dass dieser sich imstandesähe, sich adäquat verteidigen zu können.Mag man von Hestons Waffenliebe ansonstenhalten was man will - Moores Auftritt wareinfach nur schäbig!Hinzu kommt noch eine ausgewachsene Lüge,in dem Moore behauptet, Heston hätte kurznach dem Massaker von Columbine an einerNRA-Kundgebung teilgenommen und seinberühmt-berüchtigtes "... from my colddead hand" erschallen lassen.Das ist so einfach nicht richtig!!!Den "Goldenen Schuss" setzt sichMr.Moore, der "große weisse Ritter undLordsiegelbewahrer" von Wahrheit undRedefreiheit, jedoch selbst, in demer ein kanadisches Filmteam ("Ich liebeKanadier" - Original Moore-Zitat!)ein Jahr lang auf ein Interview wartenläßt und dieses schließlich durch seineBodygards aus seiner Kundgebung ent-fernen läßt. Eine junge Frau, die vonMoores Leuten ebenfalls hinaus "gebeten"wurde, betitelt ihn in ihrer Verzweiflungmit "You are a chickenshit, Mr.Moore", wasmit Feigling übersetzt wird.Ein Blick in Moores Gesicht, als diesersich dann doch endlich einigen, für ihnaugenscheinlich recht peinlichen, Fragender Kanadier stellen muß, spricht Bändeund gibt der jungen Frau recht:es ist der unstete Blick eines Hypokritenund Feiglings. Die Fassade blättert inSekundenbruchteilen!Und sieht man sich dann noch denBonusteil der DVD an und hört sichdie Meinungen einiger seiner Kollegenbzw. Mitstreiter an ("He is a sonof a bitch"), dann bleibt vomMythos Michael Moore nicht mehr vielübrig.Damit kein Mißverständnis entsteht:"Roger" ist zweifelsohne ein Haifisch-kapitalist und die Waffenliebe derAmerikaner ist ein soziologischesDesaster - ohne jeden Zweifel!Doch jemand der sich so gerne mitdem strahlendweißen Mantel derRechtschaffenheit kleidet, sichin Wirklichkeit aber Lügen bedientund sich mit Wonne und Freuden dieTaschen mit Millionen von Dollarsvollschaufelt, der darf sich nichtwundern, wenn er sich eines schönenTages mit der eigenen Kugelerschiesst.Und der darf sich auch nichtwundern, dass er auf einmal derartleicht angreifbar wird.Genau darauf haben seine Gegnernämlich gewartet.Ich denke nicht, dass ich mirje wieder einen Moore Film antunwerde.Dennoch, oder gerade deswegen:K A U F E N !