Preis : EUR 9,99

Verrät einerseits zuwenig andererseits zuviel
An sich ist es ja schon mal lobenswert, dass es endlich einmal eine ausführliche Dokumentation über das Genre des Italowesterns gibt. Lobenswert ist auch die offensichtliche Mühe, die sich die Produzenten bei der Herstellung ihres Films gemacht haben. Es werden diverse Aspekte der Entwicklung und des Einflusses dieses Genres beleuchtet. Das Team reiste extra nach Spanien und suchte die Originalschauplätze in Almeria auf. Desweiteren hat man tief in den Archiven gekramt, um seltenes Hinter-den-Kulissen-Material und Interviews mit damals beteiligten Personen zu Tage zu fördern und einen hohen Informationswert zu liefern.All das ist dem fertigen Werk positiv anzurechnen.Es hat jedoch auch einige Schwächen:1) Zwar ist es bei vielen, schnell heruntergekurbelten Dokus zur Unsitte geworden, die Laufzeit mit unkommentierten Filmausschnitten aufzufüllen, hier jedoch kommen die behandelten Filme gar nicht richtig zur Geltung. Die zahlreichen Ausschnitte sind entweder nur sehr kurz, oder aber sie werden, anstatt sie auf den Zuschauer wirken zu lassen, mit dem Offkommentar und der von Yullwin Mak komponierten Musik zugekleistert. Wenn da unter anderem davon die Rede ist, dass die Musik (insbesondere die von Ennio Morricone) einen nicht unerheblichen Teil der Wirkung der Italowestern ausmachte, man aber keine einzige Note dieser Musik zu hören bekommt, die das beispielhaft untermauern könnte, ist das schon enttäuschend.2) Deutschland war einer der Märkte, in denen der Italowestern besonders große Publikumserfolge feiern konnte. Gleichzeitig war Deutschland aber auch eines der Länder, in denen diese Filme am massivsten gekürzt, umgeschnitten, umsynchronisiert und umbetitelt, indiziert oder sogar verboten wurden. All dies erwähnt DENN SIE KENNEN KEIN ERBARMEN mit keinem Wort. Da die Doku aus deutschen Landen kommt, wäre es wünschenswert gewesen, wäre man auf diesen Aspekz zumindest exemplarisch näher eingegangen.3) Zeigt der Film einerseits zu wenige aussagekräftige Filmausschnitte, so zeigt er auf der anderen Seite genau die falschen: Die Schlusspointen von Western wie TÖTE AMIGO, LEICHEN PFLASTERN SEINEN WEG, FRIEDHOF OHNE KREUZE und SPIEL MIR DAS LIED VOM TOD werden hier ohne Vorwarnung ausgeplaudert und vorgeführt, was einem, wenn man diese Filme noch nicht gesehen hat, deren Unterhaltungswert gründlich vermiesen kann.Das Endresultat ist somit nur zum Teil gelungen und leider nur für solche Interessierte zu empfehlen, die das Genre bereits abgegrast und die Filme bereits gesehen haben. Diesen dürften jedoch die meisten Infos nicht zuletzt durch die heutzutage verfügbaren Extras auf zahlreichen DVD-Veröffentlichungen der Filme bereits bekannt sein. Alle anderen sollten sich den Konsum wegen der diversen Spoiler vorher gut überlegen.