Preis : EUR 17,39
This review is from : Der Schlüssel, um Zwerge zu definieren oder Lemuel Gullivers letzte Reise (OmU)
Eindrucksvoller Filmessay nach den Tagebüchern von Pavel Jurácek .
Pavel Jurácek (1935-89) war ein Vertreter der tschechischen neuen Welle (nova vlna), der während der 1960er Jahren u.a. auch Vera Chytilova, Milos Forman, Jiri Menzel, Jan Nemec u.a. angehörten. Die Filme der tschechischen neuen Welle (wie der neuen Welle in Mittel- und Osteuropa allgemein) gehören für mich mit zum Besten, was der Film bislang hervorgebracht hat.In "Der Schlüssel um Zwerge zu definieren oder Lemuel Gullivers letzte Reise" hat sich der slowakische Regisseur Martin Sulík den Tagebüchern Juráceks gewidmet. Es geht in diesem quasidokumentarischen Filmessay vor allem um die Jahre 1964-72 (kurz fließt auch das Jahr 1975 ein). Sulik hat historische Filmdokumente (z.B. Szenen von der Niederschlagung des Prager Frühlings etc.), Fotografien, Storyboard-Zeichnungen und nachgestellte Szenen aus dem Leben des Regisseurs und Drehbuchautors Jurácek zu einem völlig stimmigen und poetischen Gesamtkunstwerk vereint. Die nachgestellten Szenen (in schwarz-weiß) wirken absolut authentisch und Pavel Jurácek wird darin von seinem Sohn Marek verkörpert.Thematisiert wird auf der einen Seite die Arbeit als Drehbuchautor und Regisseur in einer Zeit, die freie und kreative künstlerische Tätigkeiten nicht zuließ. Über mehrere Jahre hinweg ringt Jurácek um ein Drehbuch, das zwar fertig - dann aber verboten wird. Schließlich darf der Film - PRÍPAD PRO ZACINAJÍCÍHO KATA (Ein Fall für einen Henkerslehrling) doch in den Studios von Barrandov gedreht werden. Doch dieser wird bald wiederum verboten und Juracek aus dem Vertrag mit den Studios entlassen. In "Ein Fall für einen Henkerslehrling" greift der Autor Motive aus Gullivers Reisen auf, verbindet diese mit der politischen Situation in der Tschechoslowakei und lässt auch zahlreiche Motive aus seinem eigenen Leben einfließen. Schreibblockaden, Probleme mit der Komission und schließlich das Arbeitsverbot treiben Jurácek an den Rand des Wahnsinns. Doch was noch viel schlimmer für ihn ist: Auch privat läuft es nicht gut. Er entfremdet sich zusehends von seiner Frau Veronika und verliert damit auch seine Tochter Judita, die er über alles liebt. Die Szenen mit der kleinen (zunächst 5-jährigen, später älteren) Judita sind auch mit die stärksten. Veronika flüchtet nach der Scheidung mit Judita nach Deutschland - und die Trennung von Judita lässt Jurácek verzweifeln. Er lernt zwar eine neue Frau kennen, mit der er einen Sohn bekommt (Marek - der junge Mann, der seinen Vater in diesem Film verkörpert). Doch das Arbeitsverbot, die politische Lage und der Verlust Juditas treiben ihn nah an den Abgrund. Geplagt von Selbstmordgedanken wendet er sich in der Psychiatrie an einen Arzt, der ihm nach Schilderung seiner Probleme allerdings zugeben muss: "Ich kann ihnen nicht helfen. Krankheiten der Gesellschaft kann ich nicht heilen."Und so muss er versuchen seine Familie durch Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. "Schwer zu sagen, wo der Weg hinführt, den wir nicht gewählt haben", heißt es einmal im Tagebuch.Pavel Jurácek starb im Frühling 1989. Den Systemwechsel in seinem Heimatland, die "samtene Revolution" im Herbst 1989 erlebte der ehemalige Filmschaffende der tschechischen neuen Welle nicht mehr. Martin Sulik hat ihm mit diesem Porträt ein Denkmal gesetzt, das nicht nur das Werk des überragenden und leider recht unbekannten Autors und Regisseurs würdigt, sondern auch das Leben dieses prometheischen Ausnahmetalents.Eine Stimme aus dem Off (in tschechischer Sprache) gibt die Ereignisse wieder (das Tagebuch wird also vorgelesen). Man kann deutsche oder englische Untertitel wählen. Die Filmmusik fand ich auch sehr passend - ruhige Klaviermusik.Fazit: Ein beeindruckender Film, der in poetisch verdichteter Weise Leben und Werk eines wunderbaren Filmemachers würdigt. Unbedingt ansehen!
Eindrucksvoller Filmessay nach den Tagebüchern von Pavel Jurácek .
Pavel Jurácek (1935-89) war ein Vertreter der tschechischen neuen Welle (nova vlna), der während der 1960er Jahren u.a. auch Vera Chytilova, Milos Forman, Jiri Menzel, Jan Nemec u.a. angehörten. Die Filme der tschechischen neuen Welle (wie der neuen Welle in Mittel- und Osteuropa allgemein) gehören für mich mit zum Besten, was der Film bislang hervorgebracht hat.In "Der Schlüssel um Zwerge zu definieren oder Lemuel Gullivers letzte Reise" hat sich der slowakische Regisseur Martin Sulík den Tagebüchern Juráceks gewidmet. Es geht in diesem quasidokumentarischen Filmessay vor allem um die Jahre 1964-72 (kurz fließt auch das Jahr 1975 ein). Sulik hat historische Filmdokumente (z.B. Szenen von der Niederschlagung des Prager Frühlings etc.), Fotografien, Storyboard-Zeichnungen und nachgestellte Szenen aus dem Leben des Regisseurs und Drehbuchautors Jurácek zu einem völlig stimmigen und poetischen Gesamtkunstwerk vereint. Die nachgestellten Szenen (in schwarz-weiß) wirken absolut authentisch und Pavel Jurácek wird darin von seinem Sohn Marek verkörpert.Thematisiert wird auf der einen Seite die Arbeit als Drehbuchautor und Regisseur in einer Zeit, die freie und kreative künstlerische Tätigkeiten nicht zuließ. Über mehrere Jahre hinweg ringt Jurácek um ein Drehbuch, das zwar fertig - dann aber verboten wird. Schließlich darf der Film - PRÍPAD PRO ZACINAJÍCÍHO KATA (Ein Fall für einen Henkerslehrling) doch in den Studios von Barrandov gedreht werden. Doch dieser wird bald wiederum verboten und Juracek aus dem Vertrag mit den Studios entlassen. In "Ein Fall für einen Henkerslehrling" greift der Autor Motive aus Gullivers Reisen auf, verbindet diese mit der politischen Situation in der Tschechoslowakei und lässt auch zahlreiche Motive aus seinem eigenen Leben einfließen. Schreibblockaden, Probleme mit der Komission und schließlich das Arbeitsverbot treiben Jurácek an den Rand des Wahnsinns. Doch was noch viel schlimmer für ihn ist: Auch privat läuft es nicht gut. Er entfremdet sich zusehends von seiner Frau Veronika und verliert damit auch seine Tochter Judita, die er über alles liebt. Die Szenen mit der kleinen (zunächst 5-jährigen, später älteren) Judita sind auch mit die stärksten. Veronika flüchtet nach der Scheidung mit Judita nach Deutschland - und die Trennung von Judita lässt Jurácek verzweifeln. Er lernt zwar eine neue Frau kennen, mit der er einen Sohn bekommt (Marek - der junge Mann, der seinen Vater in diesem Film verkörpert). Doch das Arbeitsverbot, die politische Lage und der Verlust Juditas treiben ihn nah an den Abgrund. Geplagt von Selbstmordgedanken wendet er sich in der Psychiatrie an einen Arzt, der ihm nach Schilderung seiner Probleme allerdings zugeben muss: "Ich kann ihnen nicht helfen. Krankheiten der Gesellschaft kann ich nicht heilen."Und so muss er versuchen seine Familie durch Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten. "Schwer zu sagen, wo der Weg hinführt, den wir nicht gewählt haben", heißt es einmal im Tagebuch.Pavel Jurácek starb im Frühling 1989. Den Systemwechsel in seinem Heimatland, die "samtene Revolution" im Herbst 1989 erlebte der ehemalige Filmschaffende der tschechischen neuen Welle nicht mehr. Martin Sulik hat ihm mit diesem Porträt ein Denkmal gesetzt, das nicht nur das Werk des überragenden und leider recht unbekannten Autors und Regisseurs würdigt, sondern auch das Leben dieses prometheischen Ausnahmetalents.Eine Stimme aus dem Off (in tschechischer Sprache) gibt die Ereignisse wieder (das Tagebuch wird also vorgelesen). Man kann deutsche oder englische Untertitel wählen. Die Filmmusik fand ich auch sehr passend - ruhige Klaviermusik.Fazit: Ein beeindruckender Film, der in poetisch verdichteter Weise Leben und Werk eines wunderbaren Filmemachers würdigt. Unbedingt ansehen!
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Product Details
EAN : 9783898489584Weight : 1 pounds
Height : 1 inches
Length : 8 inches
Width : 6 inches
Aspect Ratio : 4:3 - 1.33:1
Audience Rating : Freigegeben ab 16 Jahren
Binding : DVD
Director : Martin Sulik
Format : PAL
Manufacturer : absolut Medien GmbH
Publisher : absolut Medien GmbH
Region Code : 0
Release Date : 2008-10-10
Running Time : 58
SKU : HS9783898489584
Studio : absolut Medien GmbH
WO KAUFEN
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