Freitag, 11. Februar 2011

Musica Viva 6 - Hans Werner Henze: Was ich suche, ist Wohlklang


Preis : EUR 24,95
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Henze sucht wohl einen Klang der Dokumentarist filmt stur ab .

Henze sucht Wohlklingendes, der Hörer findet zunächst Undurchdringliches. Die absolute Mehrheit des Publikums wird das widerborstige "Antifone" für elf Solo-Streicher und kleines Orchester eher als dornenhafte Avantgarde erkennen (gleichfalls bleibt die Komplexität dieser Musik von 1960 nahezu einzigartig in seinem Schaffen, das ist ein Henze ganz eigener Prägung), und "König Hirsch" ist mitnichten so etwas wie "Klinghoffer" oder John Kander - wir hören hier ein Duett, dass es nicht in die finale Fassung der Oper geschafft hatte. Ist das wirklich schöne Musik, ausgehend von dem, was kulturell halbwegs beflissene Menschen als "schön" empfinden? Ich habe da meine Zweifel. Denn Henzes Musik ist genauso "schwierig" wie vieles andere auch, natürlich anders "schwierig" als Lachenmann oder Nono. Dass die Freundschaft mit letzterem aus ästhetisch-künstlerischen Gründen in die Brüche ging, macht dem über 80-jährigen immer noch zu schaffen. Henze ist stark gealtert seit seinem 75. Lebensjahr.Die MusikZwei Orchesterwerke, voller zupackender Energie, perkussiv, fahrig das eine, eher introspektiv, nachdenklich und feingliedriger das andere. Dann "Nachtstücke und Arien", über 30 Minuten, viel nahbarer, das Stück, wo Boulez/Nono/Stockhausen nach den ersten Takten... Man kennt die Geschichte. Die Sopranistin gibt ihren Kommentar dazu in der Einführung. Ist um einiges informativer, als wenn Ruzicka spricht. Trotzdem keine Musik, die mich umsäuselt und in emotionale Tiefen mitreißt. Man kann Untertitel einblenden. Dann das erwähnte Hirsch-Duett (verzichtbar), dann "Antifone". Eine sehr interessante Mischung. Alles drin, was Henze sein kann.Der DirigentRuzicka nötigte mir im September 2001 eine Schweigeminute ab zum Gedenken der Opfer von 9/11. Danach rummste es mit einem 12-minütigen Orchesterwerk, ein Extrakt aus der für mich inhaltlich kaum nachvollziehbaren Oper "Das verratene Meer" nach Mishima. Damals im Konzertsaal des hr hat mich diese Musik umgekickt, aufgewühlt, das war ein dynamisches Wulstgebildegebirge, eine Notenturbine, kurz: Ein Sturm. Jetzt auf dem Fernsehschirm bleibt davon erstaunlich wenig übrig. Es ist dasselbe Stück, derselbe Dirigent - es rummst nur noch spärlich, ist später Henze as usual. So schnell kann sich die Wahrnehmung ändern. Ruzicka vermag mit seinen Vorab-Kommentaren und den zerdehnten Ausschnitten dazwischen nur ein paar Hinweischen zu geben. Er hat nicht die Aura eines MTT oder Simon Rattle. Etwas Klangverwalterisches dringt da durch. Und im Konzert interessiert sich die Kamera überhaupt nicht für ihn. Das hat nicht nur technische Gründe (Kamerapositionierung). Zwar ist er wohl ein blendender Organisator, vielleicht auch ein guter Dirigent, aber ein Erklärer, gar Pädagoge besonderer Gnaden ist er nicht. Übrigens ist er auch kein besonders erstaunlicher Komponist. Behaupte ich jetzt mal.Der KonzertfilmNoch nie habe ich einen so lieblos abgefilmtes Konzert mit Neuer Musik gesehen. Das Bild krieselt leicht. Der Herkulessaal, die Festbeleuchtung, die "Bürostühle" für die Musiker - keine Grandezza, nicht das Gefühl, dass man hier jemals mit dem Augenblick verschmelzen könnte. Die Differenz zu Konzerten auf DVD mit MTT, Boulez oder Barenboim ist frappierend. Nahaufnahmen: Nix, kein Geld dafür da. Statt dessen fährt die Kamera über die musizierenden Männer und Frauen hinweg, einfach mal so, mal von links, mal von rechts, dann Ruzicka von schräg hinten, nie von vorne. Sie ist immer weit weg, auch wenn sie nah dran ist. Eine Billigheimer-Produktion, die mich ärgerlich macht. Musikvermittlung? So nicht, bitte schön. Das schadet der Musik, ist keineswegs die Rekreation eines Konzertabends, den man nicht erlebt hat. Wenn mal ein Musiker, z. B. ein Perkussionist, bei seinem Schlagwerk beobachtet wird, ist das ungefähr so interessant, wie einem Bauarbeiter beim Baggerfahren zuzuschauen. Alles irgendwie von oben, von schräg oben, weil da wohl keine Kamera stören durfte. Lächerlich. So etwas braucht doch niemand.Das Interview mit dem alten HenzeErinnerungen an Karl Amadeus Hartmann und die musica viva. Henze im Edel-Bademantel im samt-tiefroten Lehnsessel. Erinnerungen an Ingeborg Bachmann. Praktisch kein Wort zu den Werken im Konzert, von "Nachtstücke und Arien" einmal abgesehen. Jemand hat Henze verlangsamt. Komponieren ist schwer, sehr schwer. Nichts geht leicht von der Hand. Auch bei ihm nicht.Das Interview mit dem mittelalten HenzeIn den 80ern ist er noch voller Tatendrang. Grenzt sich ab von den Ultramodernen. Publikumsnähe. Von Arroganz spricht er. "Ich mag nicht eingestuft werden" sagt er an ganz anderer Stelle, nicht auf dieser DVD. Zweifelt an, ob es überhaupt eine Moderne gibt. Henze glaubt, die Avantgarde hätte ihre Hörer vernachlässigt. Ich erlaube mir zu glauben: Er bildet sich das alles ein. Seine Musik ist verdammt nochmal komplex. Sie ist ein Dickicht, mal mehr oder weniger dicht. Sie enttäuscht, sie belebt, da kommt es auf das einzelne Werk an. Reden kann er jedenfalls. Sehr distinguiert, sehr Weltmann, aber wie aus einer anderen Zeit, wo man noch Stil hatte. In diesem Sinne, auch in seinem Habitus, ist Henze tatsächlich sehr unmodern gewesen. Doch wen interessiert das noch. Modern, nicht modern. Alles unwesentlich.

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Product Details

EAN : 9783795778057
Weight : 1 pounds
Height : 1 inches
Length : 8 inches
Width : 6 inches
Aspect Ratio : 4:3 - 1.33:1
Audience Rating : Freigegeben ohne Altersbeschränkung
Author : Peider A. Defilla
Binding : DVD
Format : Audiobook
Manufacturer : B.O.A. Videofilmkunst
Number Of Discs : 1
Publisher : B.O.A. Videofilmkunst
Region Code : 0
Release Date : 2007-02-05
Running Time : 171
SKU : 9783795778057-11
Studio : B.O.A. Videofilmkunst

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