Donnerstag, 13. Oktober 2011

Der Unbequeme - Der Dichter Günter Grass


Preis : EUR 19,90
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This review is from : Der Unbequeme - Der Dichter Günter Grass
Atmosphärisch dicht und höchst interessant! .

Das Entstehungsdatum des Filmes (2007) lässt vermuten, dass er anlässlich des 80. Geburtstages des großen, deutschen Autors produziert wurde. Und in der Tat haben die Autorinnen Günter Grass und seinen Fans ein großes Geschenk gemacht: Der Film ist unterhaltsam, amüsant, nachdenklich und - auch wenn man das Werk von Grass nicht vollständig kennt - sehr interessant. Denn neben den Interviews mit Grass und seinen Weggefährten gibt es auch immer wieder kleine, aber feine atmosphärisch dichte Szenen, die dem Zuschauer das Handwerk des Schriftstellers und die Funktionsweise des Literaturbetriebs näher bringen (hier seien exemplarisch die Szenen von einem Treffen Grass' und seinen Übersetzern genannt, in dessen Rahmen über eine Neuübersetzung der "Blechtrommel" diskutiert wird - ein höchst unterhaltsamer und spannender Diskurs über die Vieldeutigkeit von Sprache!).Zur Meinung eines Mitrezensenten sei an dieser Stelle noch angemerkt: Ein Dokumentarfilm ist in den meisten Fällen eben nicht deutlich lobend oder kritisch (auch wenn er in Folge durchaus lehrreich oder aufrüttelnd sein kann) - das unterscheidet ihn ja von der Reportage oder dem Feature. Insofern ist es nicht nur zu begrüßen, sondern methodisch auch völlig richtig, dass der Film keine eindeutige Position einnimmt. Man muss Grass als Mensch nicht sympathisch finden, man muss auch sein literarisches Werk nicht lobpreisen, man kann zudem seinen Umgang mit der eigenen Vergangenheit für falsch oder zumindest fehlerhaft halten und man kann sich über seinen steten Wortmeldungen zur politischen Verfassung dieses Landes mokieren - jeder ist frei, sich sein eigenes Urteil über die Person Grass und sein literarisches und gesellschaftspolitisches Wirken zu bilden. Und dabei ist diese anspruchsvolle filmische Beobachtung eine große Hilfe.
Der Unbequeme - Der Dichter Günter Grass Reviews
Elegante und interessante Dokumentation .

Dieser Dokumentarfilm begleitet Günter Grass äußerst gelungen und nah durch einige Tage seines Lebens in dieser Zeit. Verschiedene Aspekte seines Schaffens werden beleuchtet, Freunde und Mitarbeiter werden getroffen. Dabei werden tolle Bilder mit guter Musik eingefangen. Keine nervige Kommentierung, hübsche Schnitte und gute Interviews gemischt mit Rezitationen und Livemitschnitten.Der Film unterhält und informiert sehr kreativ und facettenreich und gibt keine Meinung vor. Er beobachtet auf hohem Niveau.

Cons Review
Auf Kuschelkurs .

Vorliegende Dokumentation über Günter Grass entstand 2007, fast unmittelbar nach der Enthüllung des Autors über seine Vergangenheit in der Waffen-SS. Zu einer Zeit also, als es gewissen Diskussionsbedarf über öffentliche Person und literarische Figur Grass' gab, und seine Rolle in der geistigen Entwicklung der Bundesrepublik ganz neu überdacht werden musste. Ein Dokumentarfilm ist ein durchaus angemessenes Medium um auf einen solchen biographischen Riss zu reagieren, da so die Hintergründe und Prägungen des Autors erklärt und massengerecht aufgearbeitet werden können, und er sich selbst mit seiner Version der Geschichte zu Wort melden kann. Es hätte also ein intimes und aufschlussreiches Porträt von Günter Grass werden können, es wurde aber ein unangenehm eitles und selbstgefälliges Werk, in dem der Dichter mehr oder minder offen deutlich macht, dass er die Empörung über seine Vertuschungstaktik kein bisschen nachvollziehen kann. Während des Sehens hat man als Zuschauer den Eindruck der Auftragsarbeit einer PR-Agentur beizuwohnen; und ich bin mir immer noch nicht so sicher, ob es vielleicht nichts anderes als das ist.Die ausschlaggebende Technik des Films ist die Beobachtung: Eine Dokumentation ist in den meisten Fällen entweder lobend oder kritisch, sie will belehren, oder aufrütteln: "Der Unbequeme" hingegen, besitzt keine eindeutige Position. Figuren wie die eines Interviewers, Produzenten, Regisseurs, der die allgemeine Richtung eines Dokumentarfilms vorgibt, gibt es hier nicht. Ab und an, wendet sich Grass einmal direkt an die Kamera, im Allgemeinen befindet sich der Zuschauer jedoch in der Perspektive des stummen Beobachters. Dies gibt der Person, die der Film beschreiben und vorstellen will, einen Zug von gewollter (oder zumindest kalkulierter) Distanziertheit: Der Film soll nicht kritisch sein, er soll nur reden, wenn er gefragt wird; und wenn Grass gesprochen hat, dann bitte keinen Widerspruch. Damit fällt ein Verstehen, ein Greifbar-werden des Schriftstellers, seiner Ideen und Motive weg: Die Fragen, die dem Zuschauer auf der Zunge liegen, werden nicht gestellt, wir müssen uns mit Grass' Version der Dinge zufrieden geben, und die sind häufig recht dürftig. Die Kamera folgt ihn zu seinen Übersetzern, auf einer Reise in ein Islamisches Land, zeigt ihn als Wahlkampfredner der SPD - und bleibt dabei doch immer nur in der Position des artigen Chronisten, dem der große Schriftsteller eine Audienz gewährt. Jede direkte Konfrontation wird vermieden: Ein direktes Gespräch, eine Gelegenheit für das angebliche Gewissen der Nation einmal klar und ohne Umschweife seine politische, soziale und geistige Auffassung vor der Kamera vorzulegen, findet nicht statt.Diese kommentarlose Darstellungsweise, die nicht nachhakt, sondern nur beobachtet und gewähren lässt, wirkt sich nicht nur fatal auf die allgemeine Glaubwürdigkeit des Films aus; sie hat zudem noch einen nahezu entlarvenden Effekt auf die Figur Günter Grass: An einer Stelle sehen wir ihn während einer Lesung und anschliessenden Fragerunde in einem Gymnasium - ein Mädchen stellt eine durchaus intelligente und herausfordernde Frage bezüglich seines letzten Buches; er weist die Frage brüskiert zurück, und antwortet stattdessen, dass er immer noch auf einer mechanischen Schreibmaschine schreibe, und dazu noch im Stehen an einem Pult.Ähnlich reagiert er in einem offenen Interview auf den Vorwurf, dass "Beim Häuten der Zwiebel" gemessen am Gesamtumfang die entscheidende Frage zu oberflächlich behandelt habe. Grass geht auf diesen (berechtigten) Vorwurf nicht ein; er entgegnet nur, er habe an dem Buch drei Jahre gearbeitet - als könne ein Buch, an dem man lange arbeitet, unmöglich ein schlechtes sein.Der Antiklimax wird erreicht, als der Film dann sehr zögernd und schonend auf die Frage eingeht, die jeden Normalinteressenten eigentlich erst zu diesem Film greifen ließ: Die Frage, woher Grass während seiner besten Tage die moralische Überlegenheit nahm, ohne Rücksicht auf Verluste auf alles und jeden einzudreschen, bei dem er Nazi-Verstrickungen egal welcher Art vermutete, in Briefen forderte, gewisse Politiker sollten ihre Ämter wegen ehemaliger NSDAP-Mitgliedschaft niederlegen - ohne dabei jemals seine eigene Verstrickung während des Krieges offenzulegen (eine Verstrickung, die ihm nach erfolgter Läuterung durchaus die notwendige Glaubwürdigkeit verliehen hätte), ist dem Film nur 30 Sekunden wert: Grass darf ein paar mal theatralisch schwer atmen, und stellt dann den Vergleich dieser biographischen Phase mit einem Granatsplitter, der sich in der Haut verkapselt, und den man irgendwann nicht mehr bewusst wahrnimmt.Eine kritische Frage durch den Regisseur bleibt aus - Szenenwechsel.Alleine von Grass' Verhalten während des Films nach zu urteilen, geht ihm noch heute jegliche Reflexion über sein Verhalten ab; statt einmal Sinn- und Zweck seines langen Schweigens zu thematisieren und, wenn überhaupt möglich, zu erklären, gibt er sich immer nur beleidigt, dass dieses Geständnis angeblich überall auf Unverständnis stieß: Für Demonstranten, die seine Lesungen boykottieren, oder Zeitungen, die kritisch über ihn berichten, hat er keinerlei Verständnis.Am Schluss sitzt Grass in seinem Atelier, wendet sich zur Kamera, sagt in jovialem Ton "So, genug wie heute.", und der Abspann läuft. Und spätestens an diesem Punkt muss jeder denkende Zuschauer aufspringen: Nein, so einfach ist es dann doch nicht. Man kann nicht einfach 40 Jahre lang von hoher Kanzel aus predigen; Mitglieder der eigenen Generation nach allen Regeln der Kunst maßregeln und zu Fall bringen, und dann nach seinem eigenen Absturz pikiert reagieren, wenn die Öffentlichkeit Heuchelei beim Namen nennt. Man kann sich nicht einfach mit einer solchen biographischen Schieflage in den Mittelpunkt einer zahnlosen Filmproduktion stellen, und nach 120 Minuten, in denen nicht einmal die Spur von Reflexion, Selbstkritik oder Interpretation stattfindet, verlangen, dass alles Vergessen und Vergeben ist, und einen die Leute wieder lieb haben.Grass hat einen Fehler gemacht - das ist wenn nicht verzeihlich, aber vielleicht nachvollziehbar. Die damenhafte Kränkung, mit der er nach seinem Geständnis auf jegliche Kritik reagiert hat, ist nichts als peinlich; und dieser Film macht dies nur umso deutlicher.Dass Grass bei seinen angeblich "umstrittenen", "unbequemen" Äußerungen niemandem jemals wirklich auf die Füße getreten ist, sondern, im Gegenteil, immer mit Rückenwind des Zeitgeistes rechnen konnte; dass so segensreiche Einfälle, wie den deutschen Wiedervereinigungsprozess aufgrund von Auschwitz zu boykottieren, oder eine Lübecker Kirche als Versöhnungssymbol in eine Moschee umzuwidmen, niemandem nützen, außer dem Image des Schriftstellers; sind Fragen, die man auch in Bezug der öffentlichen Neubewertung stellen muss.Die Rechnung, sich durch diesen Film zu rehabilitieren, und es sich wieder auf seinem literarischen Thron gemütlich zu machen ist jedenfalls nicht aufgegangen. Man darf hinzufügen: Ganz im Gegenteil.




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Product Details

EAN : 4040592002613
Weight : 1 pounds
Height : 1 inches
Length : 8 inches
Width : 6 inches
Actor : Günter Grass
Aspect Ratio : 16:9 - 1.77:1
Audience Rating : Freigegeben ohne Altersbeschränkung
Binding : DVD
Director : Sigrun Matthiesen
Manufacturer : Salzgeber & Co. Medien GmbH
Number Of Discs : 1
Publisher : Salzgeber & Co. Medien GmbH
Region Code : 2
Release Date : 2007-09-04
Running Time : 90
SKU : 4040592002613-11
Studio : Salzgeber & Co. Medien GmbH

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